Der Dinkel
Schon 3000 Jahre v. Chr. haben die Menschen im Lebensbereich der Alemannen (dem heutigen Baden-Württemberg und dem deutschsprachigen Teil der Schweiz) den Dinkel angebaut und von ihm gelebt. Ortsnamen wie Dinkelsbühl (Mittelfranken), dessen Stadtwappen drei aufrecht stehende Dinkel-Ähren zeigt, geben Kunde von der alten Verbreitung der Getreideart. Schon vor der Zeitenwende wurde der Dinkel von den Kelten, später von den Alemannen angebaut. Er war auch schon in gewissen Abarten den alten Ägyptern bekannt. Es ist erwiesen, dass der Dinkel die Hauptfrucht der schwäbischen Ernährung war.
Zur Zeit des 1.Weltkrieges wurde er vom Weizen zurückgedrängt, weil dieser höhere Erträge brachte und da der Weizen keinen schützenden Spelz hatte, war er einfacher in der Mühle zu bearbeiten. Der Dinkel hat dem modernen Zuchtweizen Platz machen müssen weil er sich nicht als Intensivfrucht mit hohen wirtschaftlichen Erträgen kultivieren ließ. So bleibt er als wetterhartes und standfestes Getreide auf karge, steinige Böden beschränkt, auf denen kein Weizen mehr wächst.
Auffällig ist seine lange, schlanke, leicht gebogene Ähre. Das Korn ist mit den Spelzen fest verwachsen. Man hat den Dinkel als den Durum Mitteleuropas bezeichnet. Die geringeren Erträge und der technisch notwendige, komplizierte weitere Arbeitsgang in der Mühle waren entscheidende Gründe, dass der Anbau und seine Bedeutung in der Ernährung zur Legende wurden.
Eine merkwürdige Tatsache begegnet dem Suchenden: Es gibt so gut wie keine wissenschaftlichen Arbeiten über den Dinkel in Fachzeitschriften, die nur annähernd vergleichbar sind mit den Arbeiten über die anderen Getreidearten.
Die neuesten Darstellungen über den Dinkel in Fachzeitschriften zeigen, dass so gut wie kein Wissen da ist. Einige Überschriften zeigen an, dass es sich um eine Wiederentdeckung handelt.
Alte Frucht zum neuen Leben erwecken? – Dinkel, eine wirtschaftliche und umweltschonende Alternative zum Weizen? – Dinkelweizen lange vergessen, Prof. Seibel, Detmold. Dinkel – echtes Schwabenkorn. Ein vergessenes Getreide kommt zu neuen Ehren. Allgemeine Bäckerzeitung Nr. 28 etwa vor 10 Jahren.
Wenn es um die besondere Bedeutung des Dinkels in der Ernährung in diesen Artikeln geht, dann findet man den Hinweis auf die „Hildegard von Bingen Heilkunde“.
Die bedeutende Frau des Mittelalters, Hildegard von Bingen, bezeichnet den „Dinkel als das beste Getreide von allen anderen Getreidearten. Seine Eigenschaften sind: wärmend, fettend, hochwertig, leicht zu verdauen, die Seele des Menschen macht er froh und voller Heiterkeit.“
Die Aussagen der Heiligen Hildegard über die Wirkungen des Dinkels in der menschlichen Ernährung weisen auf heute (noch?) nicht bewusste Wirkungen der Ernährung.